Geschichtliches

Wappen

Das Gemeindewappen

Die NÖ Landesregierung hat mit Bescheid vom 24. Juni 1980 der Marktgemeinde Großrußbach ein Wappen verliehen, das wie folgt beschrieben wird:

„Ein von Silber auf Grün geteilter Schild, oben ein aus der Schildteilung wachsender roter Wolf, unten zwei gekreuzte silberne Schreibfedern, die von einer goldenen Ähre gebunden werden.“

Die Darstellungen im Gemeindewappen stehen mit der Entwicklung und dem Geschehen in der Gemeinde in engem Zusammenhang. Der aus der Schildteilung wachsende rote Wolf führt uns in geschichtliche Vergangenheit und versinnbildlicht die enge Verbundenheit mit dem Bistum Passau, seit dem 8.Jhdt. kirchlicher Mittelpunkt des östlichen Donaubereiches. Die Pfarre ist um 1050 entstanden und um 1135 finden wir im Babenberger Urkundenbuch Rußbach unter den 13 Babenberger Eigenpfarren genannt und als die reichste des Landes mit der höchsten Verleihungstaxe ausgewiesen. Diese Tatsache und das geistliche und geistige Geschehen in Großrußbach dürfte sich auch auf das Gemeindewesen und seine Bewohner förderlich ausgewirkt haben.
Rudolf IV., 1365, wollte die Pfarre Großrußbach dem neu errichteten Kollegialstift Allerheiligen bei ST. Stephan übertragen und 1437 sollte sie der Wiener Universität einverleibt werden, das jedoch unterblieb, weil sich diesem Vorhaben der Bischof von Passau widersetzte.
Erst Kaiserin Maria Theresia hat die Pfarre und Herrschaft Großrußbach im Jahre 1751 mit Zustimmung des Papstes Benedikt XIV., trotz Widerstand des Bischofs von Passau an das Kollegium Theresianum übergeben, nachdem bereits um 1740 der neu errichtete Pfarrhof mit dem geringen Besitz an die Erzdiözese Wien übergangen war.
700 Jahre lang waltete der „rote Wolf“ im Raum Großrußbach und prägte das Geschehen mit, so dass er zu Recht im Gemeindewappen als Symbol der geschichtlichen Vergangenheit zurückgekehrt ist. In der unteren Schildhälfte sind zwei Schreibfedern dargestellt, von denen eine uns wieder in geschichtlicher Rückschau daran erinnern soll, dass dem Pfarrer von Großrußbach, Konrad von Pottendorf, dem späteren Notar des Herzogs Leopold, die Urheberschaft der österreichischen Fassung des Nibelungenliedes zugeschrieben wird und er auch möglicherweise der Dichter des „Gudrunliedes“ gewesen ist. Der Nachweis der Echtheit dieser Aussage wurde von Dr. Strakosch-Grassmann und Dr. Dietrich Kralik geführt.
Die Pfarre Großrußbach war vor allem wegen ihrer fetten Pfründe begehrt. Sie wurde als Belohnung für eventuelle Verdienste vergeben. Der Bischof von Freysing, Berthold von Wehling, der passauische Offizial Melchior Khesl, der Fürstenbischof von Prag, Graf Moritz Gustav von Wanderscheid, waren Pfarrherren in Großrußbach.
Über die Fakten, die die Pfarre betreffen, geben die Urkunden und vorhandenen Schriftstücke reichlich Auskunft, über den Status der Gemeinde finden sich weniger Unterlagen.
Aus einem Kaufprotokoll aus dem Jahre 1666 ist zu entnehmen, dass ein Georg Gött als Marktrichter fungiert hat und in weiteren Protokollen scheint Großrußbach immer als Markt auf, so dass daraus geschlossen werden kann, dass der Ort schon über 300 Jahre das marktrecht besitzt.  Ein wichtiges Dokument ist auch das Markterneuerungsdekret vom 15. Jänner 1847 von Kaiser Ferdinand, in dem der Gemeinde das Privilegium zur Abhaltung dreier Jahrmärkte verliehen wurde. Dieses Marktrecht wurde von der Gemeinde bis zum Jahre 1938 genutzt.
Auch das Kriegsgeschehen bekam Großrußbach zu spüren. Zur Zeit der Türkenbedrohung musste 1529 Türkensteuer gezahlt werden. 1866 war der Rußbach Demarkationslinie zwischen Preußen und Österreich und auch der Erste und Zweite Weltkrieg forderte seinen schweren Tribut, in unserm Raum endete das Völkerringen 1945, wie auf dem Gedenkstein an der Straße an der Straße Harmannsdorf – Rohrbach festgehalten ist.
Die andere Schreibfeder im Wappen der unteren Schildhälfte symbolisiert die geistigen Möglichkeit, die im Bildungshaus der Erzdiözese Wien in Großrußbach geschöpft werden können, seit dieses im Jahre 1953 eröffnet wurde. Dieses Bildungshaus, das das südöstliche Weinviertel als Einzugsgebiet hat, ist im Bildungsangebot sehr weit gefächert und ermöglicht neben der Schöpfung geistiger und seelischer Werte auch noch körperliche Erholung in der schönen, waldreichen Gegend in einem noch voll intakten ländlichen Raum. Mit dem Beschluss zum weiteren Ausbau der Anlagen im Schlossbereich und Einbeziehung des alten Pfarrhofes in das Areal der Bildungsstätte ist eine zukunftsweisende Tat gesetzt worden, die Großrußbach auch weiterhin zu einem geistigen und geistlichen Mittelpunkt eines Raumes macht, der auch befruchtende Ausstrahlung in die nahen Ballungsräume um Wien selbst haben wird.
Die goldene Ähre, die der Reifung entgegenwächst, ist das dritte Symbol in der unteren Schildhälfte, das auf den ländlichen Raum, in dem sich die Gemeinde entwickelt, hinweist. Dieser ländliche Raum, die landwirtschaftlich intensiv genutzten Kulturflächen, sind die Lebensgrundlage der Bevölkerung. Die Wiederentdeckung des ländlichen Raumes und die neuerliche Wertschätzung der ländlichen Lebensformen, wie sie zur Zeit gefordert werden, wurden von der Gemeindevertretung und den Bewohnern schon erkannt als man sich entschloss, alle Maßnahmen in Angriff zu nehmen, die geeignet waren, die Grundausstattung des Gebietes zu verbessern, um für die Orte der Gemeinde die Voraussetzung zu schaffen, sie schöner, wohnlicher und moderner zu gestalten. Die sich vom Wappen ableitenden Gemeindefarben sind Rot-Weiß-Grün.
Das Gemeindewappen ist in Form und Aussage sinnvoll und schön.